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Schon gewusst, dass wir erst seit 700 Jahren Nachnamen tragen?

Lange Zeit reichte der Vorname, um jemanden zu finden: Im Mittelalter wusste man, wo im Dorf der Heinrich wohnt. Doch als immer mehr Menschen in größere Siedlungen und Städte zogen, wurde der Suchende zurück gefragt: Welchen Heinrich suchst Du? Den Sohn vom Jan? Den kleinen Heinrich? Oder den Sohn vom Müller?

So entstanden Nachnamen, sagt Jürgen Udolph, der sich an der Universität Leipzig mit der Erforschung von Namen beschäftigt. Die einen erbten den Vornamen des Vaters: Der Sohn des Bauern Jan hieß fortan Heinrich Jansen („sen“ steht für Sohn). Andere Nachnamen sagen etwas über Charaktere oder Äußeres aus, zum Beispiel Heinrich Klein. Und wieder andere Namen gehen auf den Wohnort oder den Beruf des Vaters zurück: Heinrich Amendt zum Beispiel, wohnte „am End“ des Dorfes, Heinrich Müller war der Sohn des Müllers.

Bis zum Ende des 17. Jahrhunderts wechselten die Nachnamen in einer Familie oft nach Belieben. Im 18. Jahrhundert dann wollte die Obrigkeit ein bisschen Ordnung in die Namensgebung bringen und bestimmte, dass in einer Familie alle denselben Nachnamen tragen mussten. Das hatte zur Folge, dass plötzlich auch große Kinder „Klein“ heißen konnten, nur weil ihr Urgroßvater klein gewachsen war. Für den Namensforscher Udolph hat das einen Vorteil: „Durch diese Namensvererbung können wir heute noch feststellen, wo die Familie ursprünglich herkommt und was ein Nachname bedeutet.“

Quelle: www.wissenschaft-im-dialog.de

Schon gewusst, was alte DNA über die Pest verrät?

Sie gilt als die folgenreichste und furchterregendste Infektionskrankheit in der Geschichte Europas: Die Pest suchte seit dem Mittelalter in mehreren Wellen den Kontinent heim. Allein bei einer der großen Epidemien im 13. Jahrhundert raffte der „Schwarze Tod“ mit fast 25 Millionen Menschen ein Drittel der gesamten Bevölkerung Europas dahin. Was die Krankheit auslöste, war lange ein Mysterium.

So musste vieles als Erklärung herhalten: Das sündhafte Leben der Stadtbewohner, giftige Dämpfe aus dem Erdinneren oder auch der Vorwurf an die Juden, sie hätten die Stadtbrunnen vergiftet. Erst 1894 entdeckte die Wissenschaft, dass das durch Flohbisse übertragene Bakterium Yersina pestis einen der letzten großen Pestausbrüche ausgelöst hatte. Doch es blieb rätselhaft, ob dieses Bakterium bisher die einzige Erregerform war.

Forscherinnen und Forscher der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Arbeitsgruppe „Paläogenetik“ an der Universität Mainz wollen mehr über die Geschichte der Seuche herausfinden. Das Besondere: Statt geschichtlicher Quellen studieren sie alte DNA, sogenannte aDNA, gewonnen aus Skelettknochen, die in historischen Pestmassengräbern gefunden wurden. So konnten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler kleinste DNA-Reste des Pesterregers molekulargenetisch aufspüren und dabei zeigen, dass nicht nur einer, stattdessen verschiedene Erregerstämme von Yersina pestis die Seuchenwellen von einst ausgelöst haben.

Und der Blick auf die Gene verrät noch viel mehr: Vielfach berichten mittelalterliche Chronisten von Erkrankten, die die Pest auf wundersame Weise überlebten. Heute weiß man, dass manche Menschen gegen die Krankheit immun gewesen sein müssen. Das zeigt sich auch in der untersuchten aDNA. Offenbar sorgen bestimmte Mutationen dafür, dass die Bakterien nicht angreifen können und die Krankheit nicht ausbricht. Diese Fragen von Resistenz und Virulenz spielen auch heute eine bedeutende Rolle für die Forschung, man denke nur an HIV und AIDS. So ist ein Prozent der europäischen Bevölkerung dank einer vergleichbaren Gen-Variante vor einer Infektion mit dem Virus der Variante HIV-1 geschützt.

Quelle:forschung - Das Magazin der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Ausgabe 3/2011, S. 4-8